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Leben mit Augenimplantat

Seitdem Tochter Sarah am Universitätsklinikum ein Retinoblastom entfernt wurde, kann Familie Burger wieder gelassen nach vorne schauen.

Kollegen in Essen sind absolute Spezialisten, wenn es um Retinoblastome geht.“ Es war dieser Satz eines Oberarztes der Augenklinik an der Universität München, der Nadja und Heiko Burger im April 2018 wieder ein wenig Hoffnung machte. Kurz zuvor hatte der Mediziner einen bösen Verdacht geäußert. Ein Tumor im rechten Auge ihrer damals einjährigen Tochter Sarah könnte der Auslöser für die seltsamen Reflexionen sein, die auf Bildern so auffielen. „Die Angst um Sarah war groß“, blickt der Polizist aus dem Allgäu auf den schlimmsten Moment seines Lebens zurück.

Zwei Tage später und über 600 Kilometer weiter nördlich im Ruhrgebiet dann die Bestätigung: In Sarahs rechtem Auge hatte sich ein sogenanntes Retinoblastom gebildet. Diese seltenen Tumoren entstehen nur bei Kindern, deren Netzhaut sich noch nicht vollständig ausgebildet hat. „Ohne rechtzeitige Behandlung streuen sie und enden mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich“, erklärt Dr. Eva Biewald, damals Sarahs behandelnde Ärztin in Essen. Eine Woche später entfernt sie Sarah das kranke Auge und setzt dafür einen Platzhalter in die Augenhöhle, auf den wenige Tage später ein Glasauge folgt. Es vergehen noch ganze zwei Wochen, bis die Burgers auch bei der entscheidenden Frage Gewissheit haben: Der Krebs hat das Auge nicht verlassen, Sarah ist geheilt. Der Weg zum Happy End war eine schwere Prüfung für die Burgers, die neben Sarah zwei weitere Kinder haben. Immer an ihrer Seite in dieser Zeit: Nicole Wibbe, die Erzieherin an der Augenklinik. „Ohne sie hätten wir diese bittere Zeit kaum überstanden“, sagt Mutter Nadja. „Geduldig hat sie jede Frage beantwortet und uns Mut gemacht.“

Sarah und ihre Familie fühlen sich im Universitätsklinikum gut aufgehoben. (FOTO: BOZICA BABIC)

Sarah und ihre Familie fühlen sich im Universitätsklinikum gut aufgehoben. (FOTO: BOZICA BABIC)

Halt geben

Wibbe, die seit rund 25 Jahren am Universitätsklinikum arbeitet, weiß, was in Eltern vorgeht, deren Kind plötzlich an Krebs erkrankt: „Die ganze Familie muss aufgefangen werden, damit sie in dieser schweren Zeit nicht die Kraft verliert.“ Bei den Burgers ist ihr und dem gesamten Team der Augenklinik das gelungen. Heute ist Sarah fast vier Jahre alt und ein aufgewecktes Mädchen. Sie liebt Musik, Tanzen, die Familienhündin Resi und das Ponyreiten. Der Ausfall des rechten Auges werde vom gesunden nahezu kompensiert, lediglich das räumliche Sehvermögen sei nicht vorhanden, erklärt Augenärztin Biewald: „In diesem jungen Alter kann sich das Gehirn noch gut auf solche Änderungen einstellen.“

Auch mit seinem Augenimplantat hat sich das Mädchen inzwischen arrangiert. „Das tägliche Herausnehmen und Waschen war für sie anfangs eine Tortur. Aber inzwischen ist das so normal wie Zähneputzen“, sagt Heiko Burger. Längst merkt er seiner Tochter auch ein wenig stolz auf ihre Eigenheit an. Wenn die anderen Kinder im Kindergarten Sarah mit Fragen nach ihrem Implantat löchern, anwortet sie ganz selbstbewusst: „Das ist mein besonderes Auge.“

Fokus Kinderaugen

Bemerken Sie Schielen oder andere Auffälligkeiten in den Augen Ihrer Kinder? Das Zentrum für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Essen ist auf kleine Patienten spezialisiert.

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